18. Juni 2012

RG Leipzig: Einwendungen gegen den geplanten Ausbau des tschechischen Atomkraftwerks Temelin

Hier: Stellungnahme zum vorliegenden Gutachten zu den Unterlagen über die Umweltverträglichkeitsprüfung

Sehr geehrte Damen und Herren,

als unmittelbarer Nachbar Tschechiens befinden wir uns in Sachsen auch in unmittelbarer Nähe zum tschechischen AKW Temelin. Mit Skepsis und Besorgnis sehen wir den momentanen Plänen zum Ausbau des AKW um zwei neue Reaktorblöcke entgegen und möchten hierzu Stellung beziehen:

Wir, der BUND Leipzig, fordern die tschechische Regierung auf, nicht länger an destruktiven und gefährlichen Technologien festzuhalten, sondern auf nachhaltige und zukunftsfähige Energiekonzepte zu setzen!

Die sich momentan in Betrieb befindlichen Reaktorblöcke würden aufgrund eklatanter Sicherheitsmängel in vielen europäischen Ländern sofort stillgelegt und entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Nach über 130 Störfällen, die bereits von den jetzigen Reaktoren ausgehen, stellt das AKW Temelin eine konkrete Gefahr für Mensch und Umwelt dar – und das nicht nur in Tschechien, denn radioaktive Strahlung kennt bekanntlich keine Grenzen.

Da Tschechien jetzt schon einen Stromüberschuss produziert, ist durch die Abschaltung des Kraftwerkes die Energieversorgung nicht in Gefahr. Somit ist das AKW Temelin für die Stromproduktion nicht notwendig, es besteht damit kein Bedarf für die geplante Erweiterung. Außerdem muss aufgrund der Strommengen und in Hinblick auf den Transport von Ökostrom anderer Länder in den Ausbau des Stromnetzes investiert werden. Dies wäre somit die beste Basis für die Erzeugung und Versorgung mit eigenem Ökostrom.

Darüber hinaus liegt Temelin in einem Gebiet mit erhöhter Erdbebenaktivität. Angeblich wurde die Erdbebenresistenz erhöht, jedoch fehlt hierüber jegliche Dokumentation. In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass aufgrund der historischen und geophysikalischen Daten ein Beben der Intensität 7 möglich sein kann. Den vorliegenden Unterlagen kann nicht entnommen werden, dass das Kraftwerk gegen ein Beben dieser Stärke geschützt wird. Unfallszenarien und deren gravierende Auswirkungen auf Mensch und Umwelt oder das weltweit nicht gelöste Entsorgungsproblem des radioaktiven Abfalls werden in den vorliegenden Unterlagen negiert bzw. verharmlost. Die Unabhängigkeit der Gutachter ist somit stark zu bezweifeln. Das Dokument ist als "Gefälligkeitsgutachten" zu bezeichnen.

Das vorliegende Gutachten kommt zu einer positiven Gesamtbewertung und empfiehlt, das Vorhaben zu realisieren. Zwar werden nachrangige Aspekte wie Lärm oder Flora und Fauna ausführlichst betrachtet, dagegen kommen wichtige Bereiche wie Alternativen-prüfung oder gar die Betrachtung der Nicht-Realisierung - die so genannte Nullvariante - viel zu kurz. Der BUND Leipzig beanstandet deshalb ausdrücklich, dass das Vorhaben keiner ordnungsgemäßen Alternativenprüfung unter Berücksichtigung der Nullvariante unterzogen wurde.

Der BUND Leipzig fordert deshalb die Erstellung eines unabhängigen Gutachtens, das sich mit allen realistischerweise zu erwartenden Gefährdungsszenarien und mit der Entsorgungsproblematik radioaktiven Abfalls im gebotenen Umfang auseinandersetzt.

Des Weiteren fordern wir, dass die tschechische Regierung ein klares Zeichen gegen den Ausbau des Pannen-AKW sowie gegen Atomkraft setzt und damit auch ein Umdenken einleitet. Nur die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Richtung Energiewende, hin zu erneuerbaren Energien kann Zukunftsfähigkeit bedeuten.

Mit freundlichen Grüßen

Antje Nieber

BUND Regionalgruppe Leipzig




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