7. Juli 2015
Landwirtschaft – Geschenk oder Geißel der Natur? BUND Sachsen veröffentlicht Landwirtschaftskonzept für Sachsen.
Heute veröffentlicht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Sachsen offiziell sein Landwirtschaftskonzept für den Freistaat. Das Konzept, erarbeitet vom BUND Landesarbeitskreis Landwirtschaft, wendet sich an die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Verbänden und stellt Konzepte für eine wünschenswerte zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft vor.
Die Nahrungsmittelproduktion in ihrer heutigen Form einschließlich des sie antreibenden Konsumstils ist ein massives Problem für den Naturschutz, den Klimaschutz, häufig auch für die menschliche Gesundheit und die dauerhafte Ernährungssicherheit. Der statistische Sachse und der statistische Deutsche nehmen weit mehr Landfläche pro Kopf in Anspruch, als vor Ort überhaupt zur Verfügung steht. Vor allem liegt dies an der hohen Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln, für die Futtermittel produziert werden müssen. Die damit nötigen gewaltigen Flächen sind für die forcierte Bearbeitung mit großen Landwirtschaftsmaschinen optimiert, Pestizide, Herbizide und Insektizide sollen jeglichen Schädlingsbefall abwehren. Der Nebeneffekt: Bodenbrüter finden keine Brutstätten, die Schädlingsbekämpfungsmittel töten auch Nutzinsekten wie Bienen oder gar Wirbeltiere, wandernde oder schutzsuchende Tiere finden in der strukturarmen Landschaft keine Deckung, Vogelpopulationen brechen zusammen. Auch werden Böden und Trinkwasser kontaminiert und damit langfristig die Nahrungsmittelversorgung gefährdet. Schon heute werden in verschiedenen Trinkwasserbrunnen in Sachsen das Pflanzenschutzmittel Glyphosat nachgewiesen und mehr und mehr Brunnen vermelden zu hohe Nitratwerte, gerade aufgrund der Massentierhaltung und ihrer enormen Gülleüberschüsse.
Prof. Dr. Felix Ekardt, Mitautor des Konzeptes und Landesvorsitzender des BUND, konstatiert: „Die Nahrungsmittelproduktion, so wie sie heute vielfach betrieben wird, ist eines der zentralen Probleme für den Umweltschutz heute und das weltweit. Sie ist die Hauptursache des dramatischen Schwunds bei der Biodiversität und einer der großen Klimaschädiger, vor allem aufgrund der mineralischen Düngung. Setzt man stattdessen auf Ökolandbau ohne Mineraldünger und Pestizide sowie einen geringeren Konsum tierischer Produkte, nimmt man nicht länger Menschen, die hungern, weltweit die Ackerfläche weg. Und man kann in der Summe weniger Fläche in Anspruch nehmen und auch dadurch Natur und Klima entlasten. Nur ein solcher realistischer Umgang mit begrenzten natürlichen Ressourcen und eine realistische Zahlungsbereitschaft für gute Lebensmittel bei uns allen ergibt auch wirtschaftlich auf Dauer Sinn, wenn man die Gesamtkosten für die Gesellschaft im Blick hat. Gesünder ist eine fleischärmere Ernährung mit weniger Giften und mehr regionalen und saisonalen Produkten meistens auch.“
Das Konzept zeigt nicht nur die zahlreichen Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft und die Folgen für Natur und Umwelt auf, sondern gibt gerade der Politik und Verwaltung in Sachsen Handlungsempfehlungen, mit deren Hilfe der Freistaat auch im Umfeld von EU-Agrarsubventionen seine Landwirtschaft auf einen nachhaltigen Weg bringen kann. Denn eine Reform der Landwirtschaft ist dringend notwendig, wollen sich Landwirtschaft und Natur in Zukunft nicht weiter als Gegensatz, sondern als Partner begreifen – ganz so, wie es die Biene als Art symbolisiert: Ein freies wildlebendes Insekt, dass durch seine Arbeit Pflanzen bestäubt und Agrarprodukte so erst entstehen lässt und als „Nebenprodukt“ auch noch Honig erzeugt. Aber aktuell ist die Biene in ihrem Bestand gefährdet durch das Verschwinden von Blühwiesen und den Einsatz von Pestiziden auf großflächigen Agrarwüsten.
Informationen:
www.bund-sachsen.de/landwirtschaftskonzept
Pressekontakt:
Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0049/ +172/ 3731104, felix.ekardt@bund-sachsen.de
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