21. Mai 2015
Biologische Vielfalt in Gefahr
Morgen ist der internationale Tag der biologischen Vielfalt – doch das weltweite Artensterben und die zunehmende Schädigung von Ökosystemen halten weiter an. Dies hat für den Menschen dauerhaft existenzielle und zudem verheerende ökonomische Folgen. Denn der Mensch ist auf Leistungen der Natur wie fruchtbares Land oder die Trinkwasserreinigungskapazität von Böden existenziell angewiesen. In Sachsen sind neben den Wildbienen mit ihrer herausragenden Funktion als Bestäuber Wirbeltiere wie beispielsweise der Schwarzstorch oder der Hamster vom Aussterben bedroht. Anlässlich des Tags der biologischen Vielfalt fordert der BUND Sachsen, die Bemühungen zum Schutz der Biodiversität auf allen Ebenen zu verstärken. Auf EU-Ebene werden die 1979 und 1992 erlassene Vogelschutzrichtlinie und Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie aktuell vom EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unter der Devise des Bürokratieabbaus einem „Fitness-Check“ unterzogen. Dieser Check darf keinesfalls dazu dienen, wie es sich aktuell abzeichnet, Zielvereinbarungen aufzuweichen und so dem Naturschutz zu schaden.
Prof. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und Landesvorsitzender des BUND Sachsen, erklärt: „Die EU-Naturschutzrichtlinien sind zentrale Instrumente der Biodiversitätsstrategie der EU, der nationalen Biodiversitätsstrategie von Bund und Ländern (NBS) und zur Umsetzung der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD). Immenser Flächenverbrauch und intensive Landwirtschaft führen dazu, dass viele Arten ihren Lebensraum verlieren und vom Aussterben bedroht sind, mit langfristig drastischen ökologischen aber auch ökonomischen Folgen. Der Rückgang von Bienen- und Fischbeständen hat bereits wirtschaftliche Einbußen zur Folge. Das Artensterben betrifft aber auch Arten wie den Spatz, der jedem als Allerweltsvogel bekannt ist, dessen Population aber dramatisch schrumpft.“
Almut Gaisbauer, Wildkatzenreferentin beim BUND Sachsen: „Unter den bedrohten Arten ist auch die Europäische Wildkatze (Felis silvestris). Deren Lebensraum, naturnahe und strukturreiche Wälder, werden von Straßen zerschnitten, von eintönigen Wirtschaftswäldern oder ausgeräumten Agrarflächen abgelöst. Gerade am Beispiel der Wildkatze zeigt sich, wie die Umsetzung der Naturschutzrichtlinien und aktiver Naturschutz zum Erhalt oder gar zur Vermehrung einer Art beitragen können. Bis vor wenigen Jahren galt die Wildkatze in Sachsen noch als ausgestorben. Seit einigen Jahren kehrt sie wieder langsam in Sachsens Wälder zurück. Der BUND vernetzt bundesweit durch Pflanzung von „grünen Korridoren“ aus Bäumen und Büschen die Waldrestlebensräume, damit die Wildkatze und viele andere Arten wieder weitläufig wandern können. In einigen Bundesländern wie Niedersachen und Thüringen wurden solche Korridore bereits gepflanzt und die ersten Erfolge sind sichtbar, die Wildkatze breitet sich vielerorts aus. Auch in Sachsen ist es dringend notwendig, diesen Biotopverbund engagiert auszubauen, damit die Wildkatze und andere Arten in Sachsen wieder dauerhaft heimisch werden.“
Ein Naturschutzprogramm eines Naturschutzverbandes in Zusammenarbeit mit vielen Akteuren reicht aber bei weitem nicht aus, die Biodiversität zu erhalten. Der BUND Sachsen fordert deshalb die konsequente Umsetzung der Vogelschutz- und der FFH-Richtlinie und ein konzertiertes Vorgehen von Freistaat, nachgeordneten Behörden und Stiftungen Hand in Hand mit den Verbänden, um gemeinsam Sachsens Biodiversität zu erhalten und international, europäisch und auf Bundesebene in der NBS gesteckten Ziele zu erreichen. Der BUND leistet beispielsweise durch sein Wildkatzenprojekt dazu einen konkreten Beitrag. Außerdem legt der BUND demnächst ein Landwirtschaftskonzept für Sachsen vor, um zukunftsfähige Konzepte im Bereich des bisherigen Hauptschädigers von Artenvielfalt und Ökosystemen anzubieten.
Informationen:
zum Natura-2000-Fitness-Check: www.bund.net/index.php?id=22219
zum BUND-Wildkatzenprojekt: www.bund-sachsen.de/wildkatze
Pressekontakt: Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341-492 77 866, felix.ekardt@bund-sachsen.de
Speziell zur Wildkatze: Almut Gaisbauer, Tel. 0157-57 95 38 82, wildkatzensprung@bund-sachsen.de
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