6. Februar 2015
Ist die Elbevertiefung jetzt vom Tisch?
05.02.15 - Dies fragt der BUND Sachsen, nachdem die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) in dieser Woche ihre Bilanz für 2014 vorgestellt hat. Laut deren Chef Heiko Loroff handelt es sich um das zweitbeste Ergebnis der SBO seit 1990 – und das, obwohl die Elbe 2014 monatelang Niedrigwasser geführt hat. Loroff räumt ein, dass nur noch acht Prozent der Güter in den Häfen zu Wasser transportiert werden – die restlichen 92 Prozent dagegen auf der Schiene und mit dem Lkw. Die sächsischen Häfen haben also ihre eigentliche Funktion fast völlig verloren und dienen heute in erster Linie als Güterumschlagplätze zu Land. Dennoch fordert die SBO weiterhin eine Vertiefung der Elbe auf ganzjährig 1,60 m, obwohl die sächsische Regierungskoalition diesem Ansinnen in ihrem Koalitionsvertrag eine Absage erteilt hat, die der zuständige sächsische Staatsminister Martin Dulig unlängst gegenüber dem BUND Sachsen noch einmal bestätigt hat.
Prof. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und BUND-Landesvorsitzender, ist irritiert: „Ich verstehe Herrn Loroff und die Forderung der SBO nicht. Wenn das Hauptgeschäft der sächsischen Häfen inzwischen nicht mehr der Schiffsverkehr sondern der Güterverkehr zu Lande ist, warum wird dann weiter auf die aus ökologischer und offenbar auch ökonomischer Sicht unsinnige Elbvertiefung bestanden? Herr Loroff definiert den Transport zu Wasser weiterhin als ‚Kerngeschäft‘ – bei acht Prozent Anteil am Gesamtumschlag würde das sicherlich kaum eine andere Branche tun, sondern eher von einem ‚Nischengeschäft‘ sprechen.“ Der BUND lehnt weiter eine Elbvertiefung ab. Wenn sie denn technisch tatsächlich machbar wäre, hätte sie eine weitestgehende Kanalisierung des Flusses zur Folge. Einer der letzten großen Ströme, der in Deutschland vielerorts noch relativ naturbelassen ist, würde damit endgültig zerstört.
Offenbar, so Loroff, sind die zu Wasser transportierten Waren allerdings besonders hochwertige Güter, die nicht im Container angelandet werden. Die Argumentation, die Elbevertiefung wäre notwendig, um größeren Containerschiffen die Durchfahrt zu ermöglichen, stützt Loroff also mit dieser Aussage zumindest nicht. Ekardt: „Eigentlich liegen SBO und BUND gar nicht so weit auseinander. Wir lehnen ja nicht den Schiffsverkehr auf der Elbe ab, sondern nur eine aus ökonomischer und ingenieurstechnischer Sicht fragwürdige und ökologischer Sicht unheilvolle Vertiefung. Wertvolle Güter wie Turbinen können und sollen natürlich gern weiter zu Schiff transportiert werden. Container aber können heute kostengünstiger, schneller und ökologischer auf der Schiene transportiert werden.“
Pressekontakt: Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341-49277866, felix.ekardt@bund-sachsen.de
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