19. März 2015
Sonnenfinsternis in Deutschland - BUND beruhigt: Das Licht geht nur im übertragenen Sinn aus.
Morgen Vormittag zwischen 9:30 und 12:00 Uhr erwartet uns ein seltenes Naturschauspiel: eine partielle Sonnenfinsternis. Neben den üblichen Wo-und-wie-gucke-ich-am-besten- und Gesundheitshinweisen ist diesmal auch die Energiebranche alarmiert: Fast schlagartig wird die Verdunklung der Sonne dafür sorgen, dass die deutschen Photovoltaikanlagen keinen Strom mehr liefern. Das führt nicht nur dazu, dass kurzfristig Strom fehlt (laut Agorameter sorgte beispielsweise am 16. März 2015 die Photovoltaik in der Spitze für 17,561 GW Strom, ca. 15 % der deutschen Produktion), es kommt auch zu gewaltigen Schwankungen im deutschen Stromnetz, die von den Netzbetreibern ausgeglichen werden müssen.
Prof. Dr. Felix Ekardt, Landesvorsitzender des BUND Sachsen und Experte für Energiepolitik, erläutert: „Im weitgehend auf erneuerbare Energien wie Wind und Sonne setzenden Stromnetz der Zukunft werden natürlich wegen Flauten genauso wie Stürmen, dichten Wolkenfeldern oder einer – natürlich extrem seltenen – Sonnenfinsternis kurzfristig enorme Schwankungen im Netz ausgeglichen und die Bedarfslücke ausgefüllt werden müssen. Dazu braucht man jedoch mittelfristig keine Kohlekraftwerke mehr. Dies werden in Zukunft hocheffiziente Energiespeicher wie der gerade in Dresden in Betrieb gegangene 2,7 MW-Speicher, bessere Stromleitungen und ein effizienterer Umgang mit Energie leisten. Gerade ein europaweit verzweigtes, sehr gut ausgebautes Stromnetz und die im Gegensatz zu heute dezentralisierte Energieversorgung wird dazu führen, dass solche Schwankungen problemlos austariert werden können. Die Sonnenfinsternis macht sichtbar, welches die weiteren Aufgaben in der Energiewende in Deutschland sind: Verbrauchsminderung und effizientere Nutzung vorhandener Energie, der Ausbau von Speichersystemen und eine dezentrale Energieerzeugung. Fossile Energien sind dagegen mittelfristig unnötig, und sie sind klimaschädlich und volkswirtschaftlich unrentabel, wenn man die Folgeschäden wie den Klimawandel einbezieht.“
Dass Ekardts Zuversicht nicht von ungefähr ist, beweist sich allabendlich aufs Neue, wenn nämlich die Sonne untergeht und eine mehrere Stunden währende Finsternis eintritt. Auch hier müssen die Netzbetreiber relativ kurzfristig umregeln, ohne dass das Netz in Deutschland zusammenbricht.
Eine Sonnenfinsternis, Flaute oder dichte, fast sonnenundurchlässige Wolken sind also kein Grund, die Energiewende in Deutschland in Frage zu stellen, sondern geben vielmehr die Gelegenheit, Strategien für die Zukunft aufzuzeigen.
Informationen:
www.bund-sachsen.de/energiekonzept
www.agora-energiewende.de/themen/europaeische-energiepolitik/detailansicht/article/sonnenfinsternis-liefert-vorgeschmack-auf-2030
Pressekontakt:
Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341/49 27 78 66, felix.ekardt@bund-sachsen.de
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