9. Januar 2015
Erneuerbare überholen Braunkohle - BUND fragt: Müssen dann neue Abbaugebiete erschlossen werden?
Eine gute Nachricht aus der deutschen Stromwelt: Erstmals haben 2014 erneuerbaren Energieträger die Braunkohle im bundesdeutschen Strommix überholt. Sie hatten 2014 einen Gesamtanteil von 25,8% (2013: 24,1%) und sind damit die wichtigste Stromquelle in Deutschland. 2014 ist auch der Stromverbrauch um 3,8% gesunken, der bundesdeutsche CO2-Ausstoss zurückgegangen und der Strompreis an der Leipziger Strombörse hat einen historischen Tiefststand von rund 40 Euro pro MWh erreicht. Auch die Verbraucher können aufatmen: Die sinkenden Preise an der Strombörse und die sinkende EEG-Umlage werden 2015 für sinkende Endverbraucherpreise sorgen – erstmals seit 14 Jahren. Diese Zahlen hat der Thinktank Agora Energiewende jetzt veröffentlicht. Prof. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und Vorsitzender des BUND Sachsen, kommentiert: „Diese Zahlen zeigen, dass die Energiewende funktioniert und sollten alle Zweifler zum Verstummen bringen.
1. Es gelingt offenbar, das bundesdeutsche Stromnetz stabil zu halten, selbst wenn wie am 11. Mai 2014 rund 80% (regional an vielen Tagen auch mehr) des bundesdeutschen Stromverbrauchs über erneuerbare Energien gedeckt werden.
2. Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, ist nicht gleichbedeutend mit Strompreissteigerungen, wie Politik und Medien immer wieder suggerieren. Das Gegenteil ist der Fall: Ein steigendes Angebot führt zu fallenden Preisen.
3. Geringerer Stromverbrauch geht nicht zu Lasten der Wirtschaftsleistung, denn 2014 gab es in der Bundesrepublik ein Wirtschaftswachstum um 1,4% – seit 1990 ist das BIP gar um 40% gestiegen, der Stromverbrauch jedoch nur um 5%.
4. Mit Stromerzeugung lässt sich weiter Geld verdienen: 2014 gab es auch einen neuen Rekord beim Nettostromexport: 34,1 TWh wurden ins Ausland exportiert, u.a. deshalb, weil dort die Strompreise z.T. deutlich höher sind als in der Bundesrepublik.“
Unter Berücksichtigung dieser Entwicklungen fragt Ekardt die sächsische Landesregierung: „Ist es jetzt wirklich noch notwendig, weiter auf die Braunkohleverstromung zu setzen? Seit dieser Woche liegen die Unterlagen für Zulassungsverfahren des geplanten Lausitzer Tagebaus Nochten 2 aus. Nach dem Willen der Staatsregierung soll also ein Braunkohleabbaugebiet erweitert werden, obwohl absehbar ist, dass nicht den fossilen sondern den erneuerbaren Energien die Zukunft gehört.“
Der BUND fordert, schnellstmöglich aus der Braunkohle auszusteigen und in der Lausitz einen Strukturwandel einzuleiten. Ekardt ergänzt: „Es ist offensichtlich, dass erneuerbare Energien nicht nur das Klima schonen, sondern mit ihnen sogar Geld zu verdienen ist. Die Braunkohle ist dagegen volkswirtschaftlich ein irrationaler Energieträger, wenn man ihre ganzen gesellschaftlichen Folgekosten mitbedenkt. Profit machen mit ihr nur die Konzerne. Warum also forciert die sächsische Staatsregierung nicht ein Programm, die Lausitz zur Vorzeigeregion der erneuerbaren Energien zu machen? Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der CO2-Ausstoß Sachsens würde drastisch sinken und den Menschen in der Region eine zukunftsweisende Perspektive aufgezeigt.“
Pressekontakt: Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341-49277866, felix.ekardt@bund-sachsen.de
Diese Pressemitteilung als pdf