BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


31. März 2014

Zum Bericht des Weltklimarats: Klimaschutz auch in Sachsen endlich ernst nehmen

Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg, Hitzewellen, Hungersnöte, Bürgerkriege – angesichts der heute veröffentlichten Prognosen des Weltklimarates fordert Prof. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und BUND-Sachsen-Vorsitzender, auch auf nationaler und speziell sächsischer Ebene verstärkte Anstrengungen beim Klimaschutz zu ergreifen. Er erklärt: „Auch in Sachsen haben wir bislang etwa fünfmal mehr Klimagasemissionen pro Kopf, als verträglich wären, wenn alle Menschen weltweit und auf Dauer so leben würden wie wir. Wir sind also kein Vorbild – wir könnten es aber werden und damit weltweit den Klimaschutz positiv beeinflussen. Wir müssen bis 2050 aus den fossilen Brennstoffen aussteigen, sonst scheitert der Klimaschutz, mit fatalen Folgen für die Menschheit. Erneuerbare Energien, aber auch mehr Energieeffizienz und Verhaltensänderungen bei Unternehmen und Verbrauchern müssen auch in Sachsen deutlich vorangebracht werden. Und zwar nicht nur beim ständig diskutierten Strom – vielmehr machen Raumwärme, Treibstoff sowie stoffliche Verwendungen wie Kunstdünger bisher den Löwenanteil der fossilen Brennstoffnutzung aus.“

Ekardt ergänzt, dass im Jahr der Landtagswahl drei Forderungen besonders wichtig seien:
Sachsen brauche eines Landesklimaschutzgesetzes, das minus 90% Klimagasemissionen bis 2050 gemessen am international üblichen Basisjahr 1990 verbindlich vorsieht. Ähnliche Festlegungen gibt es auch auf EU- und Bundesebene sowie zunehmend in anderen Bundesländern.
Sachsen müsse ferner klare raumplanerische und rechtliche Vorgaben schaffen, um neue Braunkohletagebaue zu verhindern und die Nutzung der bestehenden Tagebaue zum nächstmöglichen entschädigungslosen Zeitpunkt zu beenden.
Weiterhin müsse Sachsen dem Schienen-, Rad- und Fußverkehr in der Verkehrspolitik Priorität geben und Straßenbaumittel auf Erhaltung statt auf Neubau konzentrieren.

Zu den ökonomischen und verteilungspolitischen Fragen des Klimaschutzes erklärt Felix Ekardt: „Die Rede davon, dass Klimaschutz aus ökonomischen und sozialen Gründen verlangsamt werden müsste, geht von falschen Voraussetzungen aus. Erstens stabilisieren die erneuerbaren Energien die Energiepreise mittelfristig und senken den Strompreis heute manchmal sogar schon, wenn viel Wind und Sonne da sind. Dagegen würde die Verknappung der fossilen Brennstoffe mittelfristig in Preisspiralen führen. Zweitens schaffen erneuerbare Energien und Energieeffizienz Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwicklung. Drittens ersparen sie uns die erneuerbaren Energien und Energieeffizienz die ökonomisch und sozial verheerenden Klimawandelfolgen. Viertens beruhen die aktuellen – geringen – Strompreiserhöhungen auf willkürlichen politischen Entscheidungen, nämlich auf einer Entlastung der Unternehmen zulasten der Verbraucher. Die Kosten der Energiewende müssen fair verteilt werden. Dazu gehört auch, energieintensive Unternehmen an der Finanzierung der Energiewende und Verbraucher an den sinkenden Börsenstrompreisen zu beteiligen. Wenn man parallel zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz auch den Bau von Energiespeichern sowie Leitungen voranbringt, wird die Versorgungssicherheit übrigens sogar größer als heute. Denn wir machen uns damit unabhängig von Energielieferungen aus zweifelhaften Staaten wie aktuell Russland.“

Pressekontakt: Felix Ekardt, Tel. 0341-49277866, felix.ekardt@bund-sachsen.de

 

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Quelle: http://archiv.bund-sachsen.de/nc/media/presse/pms_sachsen/detail/browse/20/artikel/zum-bericht-des-weltklimarats-klimaschutz-auch-in-sachsen-endlich-ernst-nehmen/