1. Februar 2017
Elbe-Häfen: Schifffahrt spielt weiterhin nur eine Nebenrolle
Gesamtkonzept Elbe ändert nichts am Elbe-Niedrigwasser
Die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) hat heute ihre Jahresbilanz für das Jahr 2016vorgestellt. Der Anteil des Güterumschlags über die Kaikante liegt immer noch unter 10 Prozent und spielt damit weiterhin nur eine Nebenrolle. Daran wird sich auch mit dem Gesamtkonzept Elbe (GKE) – im Januar 2017 von Bund und Ländern verabschiedet – kaum etwas ändern. Vor diesem Hintergrund ist der weitere Ausbau eines Güterverteilzentrums direkt am Wasser, wie z. B. in Riesa geplant, wenig sinnvoll. Dies hat 2016 auch der sächsische Rechnungshof beanstandet.
„Über die Elbe werden auch in Zukunft mit dem Gesamtkonzept Elbe nicht mehr Transporte abgewickelt werden. Der in den Planungen für den Ausbau des Hafens Riesa prognostizierte Anstieg des wasserseitigen Umschlags entbehrt jeglicher Grundlage“, so Felix Ekardt, Landesvorsitzender des BUND Sachsen. „Die vorgelegten Prognosen für den Hafen Riesa sind schlichtweg unseriös. Sie basieren auf einem angenommen jährlichen Wachstum des Güterumschlags in den Seehäfen von ca. 3 Prozent. Dass 2015 ein Minus von über 9 Prozent zu verzeichnen war, wird einfach ignoriert. Und auch das Bundesverkehrsministerium prognostiziert bis 2030 kein oder ein kaum wahrnehmbares Wachstum im ostdeutschen Schiffsverkehr auf der Elbe. Der limitierende Faktor, dass die neue angestrebte Fahrrinnentiefe laut GKE nur noch 1,40 Meter betragen soll, wurde dabei ebenfalls noch nicht berücksichtigt.“
Doch auch eine Fahrrinnentiefe von 1,40 Meter wurde in den letzten Jahren immer wieder zwischen drei und sechs Monaten unterschritten (siehe Grafik). Die Güterschifffahrt lag in diesem Zeitraum brach. Die intensiven Baumaßnahmen an der Elbe seit Mitte der 1990er Jahre haben an dem Rückzug der Güterschifffahrt nichts geändert. Das grundlegende Problem sind die schwankenden Wasserstände der Elbe und die damit verbundene fehlende Planbarkeit. „Just-in-time“ und Verlässlichkeit sind so an der Elbe nicht herstellbar. Das wird sich mit dem jüngst verabschiedeten GKE nicht ändern. Die Konzentration der Niederschläge auf weniger und stärkere Ereignisse, eine tendenziell zunehmende Verdunstung und steigende Temperaturen werden die Abflussbilanzen der Elbe prägen.
„Selbst, wenn Maßnahmen – wie im GKE angedacht – die Fahrtiefe bis zu 20 Zentimeter verbessern könnten, wäre das neue Mindest-Ziel einer Fahrrinnentiefe von 1,40 Meter an 345 Tagen im Jahr noch in weiter Ferne. Eine Tiefe von 1,20 Meter wurde im Jahr 2016 an 65 Tagen nicht erreicht, in 2015 lagen sogar 154 Tage darunter. Auch derzeit führt die Elbe schon seit Wochen Niedrigwasser“, erläutert Iris Brunar vom BUND Elbeprojekt. „Zudem haben sich mit dem GKE die Prioritäten verschoben: Jetzt sollen nicht mehr nur die Schiffbarkeit verbessert werden, sondern auch die ökologischen Herausforderungen müssen angegangen und gelöst werden. Dazu ist es notwendig, noch viele Fragen zu klären, denn ein Patentrezept liegt noch nicht vor.“
Zum Ausbau der Häfen entlang der Elbe erklärt der BUND: Infrastruktur für den Güterverkehr gehört grundsätzlich auf Hochwasser sichere Flächen und nicht ans Wasser oder in innerstädtische Bereiche. Als Rechtfertigung für einen weiteren Ausbau der Elbe-Häfen hat die Güterschifffahrt auf der Elbe ausgedient.
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