18. April 2016
Vattenfall verkauft an EPH - BUND resümiert: Chance für den frühzeitigen Braunkohleausstieg vertan
Seit dem gestrigen Beschluss des Aufsichtsrats der deutschen Vattenfall-Tochter ist es konkret: Vattenfall verkauft seine ostdeutsche Braunkohlesparte an den tschechischen Energiekonzern EPH. Und während der Preis noch unbekannt ist, ist der Preis für Natur und Klima klar: Die Naturzerstörung durch den Braunkohletagebau und die klimaschädliche Verbrennung der Braunkohle wird weitergehen.
Prof. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und Vorsitzender des BUND Sachsen, erklärt: „Jetzt hat das Bieterrennen ein Ende, und verloren hat – wie so oft – Mensch, Natur und Umwelt. Denn auch wenn der EPH-Vorstandsvorsitzenden Křetínský in einer Pressemitteilung des Konzerns vom gestrigen Montag die deutsche Energiewende begrüßt: Braunkohleverstromung ist mitnichten ein Partner der Energiewende, sondern behindert im Gegenteil den Ausbau der erneuerbaren Energien und ist gleichzeitig für immense Natur- und Landschaftszerstörung verantwortlich sowie ein gewaltiger Klimakiller. Wir hatten gefordert, dass die Vattenfall-Braunkohlesparte in ein Stiftungsmodell überführt worden wäre – mit einem möglichst schnellen, schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohlenutzung, einer Perspektive für die Beschäftigten und die Region durch einen gleichzeitigen Strukturwandel. Nur so wären die Klimaziele der Bundesrepublik in Reichweite geblieben und die Region hätte eine Zukunftschance jenseits der Braunkohle erhalten.“
EPH besitzt mit dem Kauf alle ostdeutschen Braunkohlereviere sowie mit den Kraftwerken Lippendorf, Boxberg, Schwarze Pumpe und Jänschwalde vier der sieben Kraftwerke mit den höchsten Emissionen in Deutschland – alle vier auch unter den Top Ten der Emittenten in Europa.
Für die Tagebauten Nochten und Welzow Süd sind Erweiterungen geplant. Im Mitteldeutschen Revier plant die Mibrag, ein Unternehmen von EPH, im Tagebau Vereinigtes Schleenhain offenbar ebenfalls eine Erweiterung. Alle drei Erweiterungen sind überflüssig, wenn die Bundesrepublik es mit ihren Klimazielen ernst meint, wozu sie aus der energetischen Nutzung fossiler Energieträger ausstiegen muss.
Ekardt: „Der Verkauf von Vattenfall ist eine Farce. Die schwedische Regierung hatte den staatlichen Energiekonzern zur Veräußerung seiner Braunkohlesparte gedrängt, um klimafreundlicher zu werden. Das ist dem Konzern jetzt gelungen. An der Klimabilanz ändert sich dagegen nichts, denn nun pustet ein anderer Konzern die Treibhausgase in die Luft. Insofern hat der Vattenfall-Konzern eine Milchmädchen-Rechnung gemacht, die dem Greenwashing des Unternehmens dient, nicht aber dem Klima. Bleibt zu hoffen, dass die schwedische Regierung dem Deal nicht zustimmt. Für die Region stellt sich weiter die Frage: Was passiert nach dem Ende des Braunkohlezeitalters – und das kommt hoffentlich schneller als EPH erwartet – mit den Tagebaulandschaften und wer steht für die immensen Folgeschäden gerade?“
Informationen: Positionspapier "Für einen geordneten Braunkohleausstieg"
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