BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


14. Januar 2016

Neuer Fleischatlas veröffentlicht: Sachsens Mastanlagen platzen aus allen Nähten

Am Mittwoch ist der erste „Fleischatlas Deutschland Regional 2016“ vom BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger und Barbara Unmüßig, Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung, in Berlin vorgestellt worden. Die Publikation informiert über „Tiere als Nahrungsmittel“ – die Fleischproduktion und den Fleischkonsum in den einzelnen deutschen Bundesländern.

Dargestellt werden die fatalen Entwicklungen einer sich weiter industrialisierenden Landwirtschaft. Hierzulande konzentriert sich die Produktion von Fleisch auf immer weniger große Betriebe, während kleinere Höfe weiter sterben. Alarmierend ist, dass in den letzten 15 Jahren bis zu 80 Prozent der Betriebe und Höfe ihre Tierhaltung einstellen mussten, während gleichzeitig in Deutschland 50 Prozent mehr Fleisch produziert werden. Der Trend zu Megamastanlagen setzt sich weiter fort.
Auch in Sachsen sollen immer mehr Tiere in immer größeren Anlagen gehalten werden. Hierzulande konzentriert sich die Fleischproduktion allerdings mehr und mehr auf Geflügel.

Prof. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, stellt fest: „Es ist erschreckend, dass der Irrsinn der Massentierhaltung sich unentwegt fortsetzt, obwohl hinlänglich bekannt ist, welche Tierqualen, Natur- und Umweltprobleme die Tierfabriken verursachen: Haltung auf engstem Raum, mit Antibiotika gesund und groß gespritzt und die Unmengen an Fäkalien verseuchen Böden und Grundwasser. Global betrachtet ist die Massentierhaltung Mitverursacher der Klimaerwärmung und nicht notwendig: Die Grundversorgung in Deutschland ist gesichert, ohne dass die Bevölkerung auf eine vegetarische Lebensweise umsteigen müsste, denn ein bedeutender Anteil der Fleischproduktion wird u. a. in Entwicklungsländer exportiert, in denen die Billigpreise lokale Produktion und Futtermittelmonokulturen traditionelle Anbaugebiete oder letzte Naturoasen verdrängen.“

In der sächsischen Geflügelhaltung gab es im Jahr 2013 10,8 Millionen Hühner. Im Vergleich zu 1996 hat sich diese Zahl fast verdoppelt. 2014 gab es im Freistaat 646.000 Schweine, das sind 12 Prozent mehr als im Jahr 1995. In Sachsen zeigt sich der drastische Konzentrationsprozess bei den Betrieben besonders markant: Gab es im Jahr 1999 2.200 Betriebe mit durchschnittlich 2.766 Hühnern, sind es derzeit etwa 1.600 Betriebe mit durchschnittlich 6.771 Tieren. Ähnliche „neofeudalen Strukturen“ zeichnen sich in der Schweinehaltung sowie in der Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzflächen ab. Hier stehen viele kleine Betriebe mit geringen Anteilen an Flächen und Tieren sehr wenigen übergroßen Betrieben, die mehr als zwei Drittel der Flächen und Tiere auf sich vereinen, gegenüber.

Ein neuer deutscher Trend ist, dass der Fleischverzehr in Deutschland abnimmt und ein überwiegender Teil der deutschen Bevölkerung bereit ist, mehr Geld für Wurst und Fleisch auszugeben, wenn dadurch die Haltungsbedingungen der Tiere verbessert werden können. Ekardt erklärt dazu: „Dieser Trend müsste eigentlich Bioproduzenten beflügeln und die übrigen Tierhalter davon abbringen, immer mehr und schneller zu produzieren und stattdessen auf qualitativ hochwertigere Produktion mit mehr Augenmerk aufs Tierwohl zu setzen. Um Massenproduktion, Dumpingpreise, ungerecht verteilte Agrarsubventionen und steigende Exporte von Milch und Fleisch anzugehen, bedarf es vor allem bundespolitischer Initiativen und neue Regeln zur Tierhaltung und zum Handel mit Agrarprodukten.“

Um gegen die Missstände in der Landwirtschaft und ihre Industrialisierung hierzulande und weltweit zu protestieren, lädt der BUND Sachsen dazu ein, sich am morgigen Sonnabend an der großen „Wir haben es satt!“-Demonstration in Berlin zu beteiligen.

 

Link zum „Fleischatlas Deutschland Regional 2016“:
www.bund-sachsen.de/fileadmin/bundgruppen/bcmslvsachsen/PDFs/fleischatlas_regional_2016_web.pdf

Informationen zur „Wir haben es satt!“-Demo:
www.bund.net/themen_und_projekte/landwirtschaft/demo_wir_haben_es_satt

Pressekontakt:
Prof. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341-492 77 866, felix.ekardt@bund-sachsen.de

 

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Quelle: http://archiv.bund-sachsen.de/nc/media/presse/pms_sachsen/detail/browse/9/artikel/neuer-fleischatlas-veroeffentlichtsachsens-mastanlagen-platzen-aus-allen-naehten/