Interview mit der Lausitzerin Nora Günther

Nora Günther stammt aus der Lausitzer Region und absolvierte einen Bundesfreiwilligendienst beim BUND Sachsen. Nun studiert sie im Master Nachhaltiges Wirtschaften in Kassel.

BUND Sachsen: Was hast du mit der Braunkohle zu tun und was bedeutet Kohle für dich?

Nora: Ich komme aus Steinitz, einem kleinen Dorf, welches zwischen Bautzen und Hoyerswerda liegt und somit auch in der Lausitz. Ich sehe, wenn ich meine Vergangenheit betrachte, eher positive Aspekte der Braunkohle, da ich als Kind und Jugendliche viel in Tagebauseen baden war. Fünf Minuten mit dem Fahrrad entfernt von meinem Elternhaus liegt der Silbersee und dort waren wir im Sommer als Kinder jeden Tag baden. Das habe ich natürlich total genossen. Darüber hinaus waren wir viel Skaten im Sommer. Das hatte viele positive Aspekte. Und wenn ich jetzt mal wieder zu Hause in der Heimat bin, dann nutze ich das auch heute noch und genieße das immer noch.

BUND Sachsen: Damit hast du meiner nächsten Frage ein klein Wenig voraus gegriffen. Und zwar der Frage, was für dich positive und negative Aspekte der Braunkohle sind.

Nora: Dadurch, dass ich seit Oktober 2014 meinen Bundesfreiwilligendienst beim BUND Sachsen leiste, bin ich verstärkt mit diesen Folgeschäden des Braunkohleabbaus und auch der Braunkohleverstromung in Kontakt getreten. Erst da wurde mir bewusst, was alles dazugehört. Zum einen landschaftliche Folgeschäden, die ich gesehen habe, als ich mir den Tagebau Nochten angeschaut habe und auf diesem Aussichtsturm stand und eine Mondlandschaft vor mir sehen konnte. Außerdem Braunkohle als schädlichster Energieträger, wenn er verbrannt wird. Das war mir nicht bewusst. Weiterhin gibt es die Wasserproblematik. Vor kurzem habe ich mit die Spree angeschaut in Spremberg, wo man diese direkt sieht, da die Spree dort braun ist. Da hat man natürlich schon Angst oder Bedenken, was passiert wenn das in den Spreewald gelangt, was passiert mit der Wasserversorgung in Brandenburg und Berlin. All diese Fragen, die dann auf einmal auf mich zukamen und wegen derer ich die Seenlandschaft in der Lausitz nicht mehr so positiv sehe.

BUND Sachsen: Was passiert wenn die Braunkohle wegfällt?

Nora: Wenn die Braunkohle wegfällt wird als erstes immer gesagt, dann verlieren ganz viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Wo man natürlich fragen muss: Ist das denn wirklich so? Es ist ganz oft so, dass versucht werden muss Alternativen zu schaffen. Da ist ganz klar die Politik gefragt und die Diskussion der Betroffenen um gemeinsam Alternativen aufzumachen. Da muss noch viel getan werden um in dem Feld zu sensibilisieren, da eine Alternative definitiv kommen muss. Denn die Braunkohle wird irgendwann alle sein.

BUND Sachsen: Was könnten Alternativen zur Braunkohle in der Lausitz sein?

Nora: Alternativen für die Braunkohle in Sachsen sind auf jeden Fall gemeinsam zu erörtern. Es müssen alle Beteiligten bei dieser Problematik mit ins Boot geholt werden. Die erneuerbaren Energien weiterhin auszubauen ist ein wesentlicher Punkt. Aber man sollte dabei auch beachten, dass jeder Einzelne mit seinem Konsum und im täglichen Leben viel Energie einsparen kann. Das ist eine der Aufgaben des BUND Sachsen; weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten. Natürlich auch durch die Politik sind Maßnahmen gefragt, die die Menschen dazu antreiben Verhaltensänderungen zu schaffen.

BUND Sachsen: Und welche Alternativen gibt es für die Braunkohle im wirtschaftlichen Sinne für die Region?

Nora: Da könnte ich mir vorstellen, dass die Lausitz es schafft, weiterhin verstärkt in ihre Tourismusbranche zu investieren. Man kann nutzen, dass viele Besucher zum Badeurlaub vorbeikommen, Radsport betreiben und viele sportliche Aktivitäten am/im Wasser durchgeführt werden können. Die Teich- und Seenlandschaft kann verstärkt zur Natur- und Tierbeobachtung genutzt werden. Man sollte Möglichkeiten finden, das weiter auszubauen.

BUND Sachsen: Was ist für dich der nächste Schritt in der Kohlewirtschaft?

Nora: Ich denke, dass Vattenfall wie angekündigt die Braunkohlesparte verkaufen wird. Spannend ist natürlich, an wen. Ich könnte mir vorstellen, dass es wie im südlichen Raum Leipzigs an das Unternehmen MIBRAG gehen wird. Es werden strukturelle Veränderungen stattfinden. Es wird eine Braunkohlekonferenz des BUND Sachsen geben mit dem Ziel, dass viele Beteiligte an einen Tisch kommen um mögliche neue Lösungswege zu finden und zu diskutieren wie mit der Braunkohleproblematik weiter umzugehen ist. Ich wünsche mir davon, dass es wirklich zielführend ist, dass Menschen mehr aufeinander zugehen und mehr miteinander reden können.



Positionspapiere für Sachsen:

Für einen geordneten Braunkohleausstieg

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