Der BUND als Pate für fast vergessene Gewässer

Die BUND Regionalgruppe Leipzig hat 2012 die Patenschaft für drei Gewässer im Leipziger Osten übernommen. Ziel der Patenschaftsvereinbarung mit der Stadt Leipzig ist die Pflege und Entwicklung der gewässerbegleitenden Ökosysteme durch geeignete Pflegemaßnahmen, sowie die Stärkung von allgemeinem Interesse und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein für den Erhalt der Gewässerlandschaft. Im einzelnen handelt es sich um folgende Gewässer: Östliche Rietzschke, Sonnenwinkelgraben und Theklagraben.

Die Östliche Rietzschke ist sowohl historisch, als auch in ihrem heutigen Erscheinungsbild, das größte und wichtigste unserer Patengewässer und wird an dieser Stelle etwas näher vorgestellt.

Die Östliche Rietzschke ist ein ca. 7,5 km langer Bach im Leipziger Osten, sein Name leitet sich vom sorbischen rěčka = Bach ab. Sie beginnt ihren Lauf aus einigen Feldbächen gespeist in Zuckelhausen, durchfließt die Stadtteile Holzhausen, Zweinaundorf, Mölkau und Stünz, um dann in Sellerhausen in der Kanalisation der Stadt zu enden. Bis Ende des 19. Jahrhunderts floss sie weiter über Neusellerhausen und Neuschönefeld bis zu ihrer Mündung in die Parthe, was einem aufmerksamen Betrachter des Leipziger Stadtplans an dem merkwürdig gewundenen Verlauf von Wurzner und Kohlgartenstraße, dem Rabet und dem unteren Teil der Hermann-Liebmann-Straße auffällt. Der Straßenverlauf entspricht der Lage der alten, durchschnittlich 200 Meter breiten Rietzschkenaue. Unbebaute Talreste sind noch heute der Elsapark, das Gebiet am Bernhardiplatz und natürlich der teilweise sichtbare Bachlauf zwischen Zuckelhausen und Sellerhausen im Leipziger Osten.

Für die Versorgung der Handels- und Messestadt Leipzig waren schon früh die nahegelegenen Dörfer von großer Bedeutung. Das galt besonders für die östlich der Stadt in und an der fruchtbaren Rietzschkenaue entstandenen Anbaufelder mit Obst und Gemüse, die sogenannten "Kohlgärten". Spätestens ab dem 17./18. Jahrhundert wurde diese Gegend für die Leipziger Bürger, Studenten und Gäste auch zu einem beliebten Ausflugsziel vor den Toren der Stadt.

In Messezeiten mußten die Leipziger Studenten oft ihre Stadtquartiere räumen und mit Ausweichunterkünften in den umliegenden Dörfern vorlieb nehmen. Bei solch einer Gelegenheit schrieb im Frühjahr 1766 ein noch unbekannter 26jähriger Frankfurter Student an der Rietzschke in Reudnitz ein Briefgedicht, das wie folgt begann:

Es ist mein einziges Vergnügen,
Wenn ich, entfernt von jedermann,
Am Bache, bei den Büschen liegen,
An meine Lieben denken kann.

Dieser junge Student hieß Johann Wolfgang Goethe.

Heute finden sich am Verlauf der Östlichen Rietzschke viele Schrebergartenanlagen, die noch ein wenig von der einst ländlichen Struktur der Landschaft erahnen lassen. Das Gebiet um die Östliche Rietzschke gehört zu den Leipziger Landschaftsschutzgebieten.

Auf dieser Seite gibt's noch mehr Historisches über die Rietzschke.

Es gibt viel zu tun. Manche Abschnitte der Östlichen Rietzschke lassen nicht mehr viel erkennen von der Romantik, die der junge Goethe einst hier vorfand. Müll, Gartenabfälle und Abwasserrohre prägen vor allem in den stadtnahen Gebieten den Verlauf des nur temporär wasserführenden Baches. Helfen Sie uns die Rietzschke wieder zu einem attraktiven Gewässer zu machen! Auf diesen Seiten informieren wir Sie zukünftig über Aktionen in diesem Zusammenhang.

Sie finden unsere Patengewässer auch in der BUND Naturschutzdatenbank.



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