BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Projekt Rettungsnetz Wildkatze

Verborgen in unseren Wäldern: die Europäische Wildkatze

 

Sie leben zurückgezogen und versteckt vor allem in naturnahen Laub- und Mischwäldern. Meist schlafen sie tagsüber und jagen nachts. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Aber sie sind da. In unseren Wäldern gibt es sie noch: die Europäischen Wildkatzen (Felis s. silvestris).

Wildkatzen sind keine verwilderten Hauskatzen, sondern streiften schon durch die Wälder Europas, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten. Prähistorische Knochenfunde belegen, dass schon unsere steinzeitlichen Vorfahren Wildkatzen recht gut gekannt haben müssen. Wildkatzen wurden bereits vor mehr als 300.000 Jahren gelegentlich von Jägern und Sammlern erbeutet.

Die Tiere sind Waldbewohner und jagen auch oft an Waldrändern. Das Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckte sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fast über den ganzen Kontinent. Doch die großen zusammenhängenden Waldgebiete fielen nach und nach der Landwirtschaft sowie dem Straßen- und Siedlungsbau zum Opfer. Nicht nur die Wildkatze leidet unter dem Schwund ihres Lebensraumes, auch für andere Tierarten wie Luchs, Dachs und Fischotter wird es eng. Heute zählt die Wildkatze bei uns zu den gefährdeten Arten.

 

In unserem Steckbrief erfahren Sie mehr über Aussehen, Lebensweise und Lebensraum der Wildkatzen und wir erklären Ihnen den Unterschied zwischen Haus- und Wildkatze. Außerdem zeigen wir Ihnen ihre Verbreitungsgebiete und welchen Gefahren sie in unseren immer intensiver genutzten Landschaften ausgesetzt ist.

Die Ausstellung „Rückkehr auf leisen Pfoten – Die Europäische Wildkatze in Sachsen“ kann kostenlos beim BUND Sachsen ausgeliehen werden: wildkatzensprung@bund-sachsen.de oder Tel. +49 (0) 157 5795 3882

Wildkatzen im Leipziger Auwald. BUND fordert: Rücksicht nehmen und Abstand halten

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen hat die Europäische Wildkatze auch im Leipziger Auwald entdeckt. Mit Hilfe von Fotofallen des Sächsischen Wildtiermonitorings und der sogenannten Lockstockkontrolle konnte der Verband den sicheren Nachweis für einen kleinen Bestand der seltenen und scheuen Art zu erbringen.

"Wir sind selbst überrascht von dieser schönen Nachricht", erklärt Prof. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. "In einer Großstadt haben wir nicht mit Nachweisen der Wildkatze gerechnet. Umso wichtiger ist es, dass wir Menschen sie weiter in Ruhe lassen, um ihr Überleben nicht zu gefährden."

Auf erste vage Vermutungen durch Meldungen aus der Bevölkerung hin startete der BUND Sachsen gemeinsam mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst, den Stadtforsten Leipzig, den Unteren Naturschutzbehörden, der Auwaldstation, örtlichen Jägern und weiteren Freiwilligen die sogenannte Lockstockkontrolle, bei der aufgeraute Kanthölzer während der Ranzzeit mit Baldrian besprüht werden. Regelmäßig werden von Freiwilligen die Haare der sich an den Kanthölzern reibenden Tiere eingesammelt und genetisch untersucht. Diese Untersuchungen haben jetzt das Vorkommen der Wildkatze im Leipziger Auwald bestätigt. "Woher die Wildkatzen eingewandert sind oder ob sich hier eine kleine Population erhalten konnte, können wir nicht mit Sicherheit sagen", so Ekardt weiter. "In jedem Fall aber zeigt es, dass der Auwald in Leipzig ein besonders hochwertiger Naturlebensraum ist."

Dass Wildkatzen im Leipziger Auwald vorkommen, spricht für die Qualität des Naturraums trotz seiner Stadtnähe. "Wildkatzen sind auf naturnahe und strukturreiche Wälder angewiesen", erläutert Forstdirektor Andreas Padberg, Leiter des Forstbezirkes Leipzig. "Sie brauchen sogenanntes Totholz oder Baumhöhlen als Verstecke und zur Aufzucht ihrer Jungen, wilde Wiesen und Waldränder für die Jagd nach Mäusen, ihrer Hauptnahrung." Der Auwald mit seinen zahlreichen Natur- und Landschaftsschutzgebieten gilt als einer der größten intakten Auenwaldbestände Mitteleuropas. "Es ist ein Geschenk für Sachsen, dass es hier Wildkatzen gibt", betont Andreas Sickert, Leiter der Abteilung Stadtforsten der Stadt Leipzig. "Es ist deshalb unerlässlich, dass wir den Tieren weiterhin nicht zu nahe kommen, um den Fortbestand der Population nicht zu gefährden. Die Regeln sind ebenso einfach wie wichtig: Auf den Wegen bleiben, Hunde anleinen, Wildtiere nicht stören oder gar anfassen oder mitnehmen und keinen Lärm machen. Und ohnehin ist es äußerst unwahrscheinlich, eine Wildkatze in freier Natur zu beobachten. Selbst wir als Förster haben sie noch nie zu Gesicht bekommen." Felix Ekardt ergänzt: "Um als Freistaat ein Zeichen für den Erhalt der FFH-Art an diesem ungewöhnlichen Ort zu setzen, würden wir uns wünschen, dass in Zukunft Naturschutzwärter im Auwald darauf achten, dass wir Menschen die Wildtiere in ihrem Habitat nicht zu sehr bedrängen."

Hintergrundinfo

Der BUND ist bereits seit mehr als 10 Jahren bundesweit mit dem "Rettungsnetz Wildkatze" aktiv. Neben Untersuchungen zu den Beständen und dem Wanderungsverhalten der Wildkatze setzt sich der BUND gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen für eine Wiedervernetzung naturnaher Wälder ein, den Lebensräumen der Wildkatze.

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Gefördert durch die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Quelle: http://archiv.bund-sachsen.de/themen_projekte/rettungsnetz_wildkatze/europaeische_wildkatze/