Erfolgsgeschichte eines Begriffs

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt aus der Forstwirtschaft des 16. Jahrhunderts: Aufgrund des hohen Holzbedarfs für den Bergwerksbau schrieb die kursächsische Forstordnung 1560 vor: „[…] daß den Untertanen und Bergwerken, soviel möglichen und die Gehölze ertragen können, eine währende Hilfe, auch eine unseren Ämtern eine vor und vor bleibende und beharrliche Nutzung bleiben möge.“ In seiner Publikation über die „nachhaltende Nutzung“ der Wälder benutzte Hans Carl von Carlowitz den Begriff „Nachhaltigkeit“ 1713 zum ersten Mal.

Über zwei Jahrhunderte später meint der Begriff „Nachhaltigkeit“ viel mehr: In seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ bezeichnet der Club of Rome mit „sustainable“ einen „Zustand des globalen Gleichgewichts“. Dennis L. Meadows erklärte: „We are searching for a model output that represents a world system that is: 1. sustainable without sudden and uncontrollable collapse […].“

Die von den Vereinten Nationen gegründete Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED = World Commission on Environment and Development) veröffentlichte 1987 die als Brundtland-Report bekannt gewordene Studie „Unsere gemeinsame Zukunft“ („Our Common Future“). Sie beeinflusste die internationale Debatte über Entwicklungs- und Umweltpolitik maßgeblich und war der auslösende Faktor für die Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992. Hier wurde erstmals das Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung” entworfen, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992, die als Meilenstein der Integration von Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen gilt, wurde ein Verständnis geprägt, welches Lebens- und Wirtschaftsweisen fordert, die dauerhaft und global durchhaltbar sind. Individuen und Gesellschaften sollen so leben und wirtschaften, dass es auch dann noch aufgeht, wenn alle Menschen weltweit und auf Dauer so leben und wirtschaften.

„Nachhaltigkeit“ betrifft alle Betrachtungsebenen – lokal, regional, national oder global. Während aus ökologischer Perspektive zunehmend ein globaler Ansatz verfolgt wird, steht hinsichtlich der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit oft der nationale Blickwinkel im Vordergrund. Desgleichen wird für immer mehr Bereiche eine nachhaltige Entwicklung postuliert – für den individuellen Lebensstil oder für ganze Sektoren wie Mobilität oder Energieversorgung.

Der BUND gab 1996 gemeinsam mit MISEREOR die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“ (ZD I) in Auftrag. Sie hat das Konzept des globalen Umweltraums bekannt gemacht. Der Umweltraum bezeichnet den Raum, den die Menschen in der natürlichen Umwelt benutzen können, ohne wesentliche Charakteristika nachhaltig zu beeinträchtigen. Das ZD I hat außerdem die internationale Gerechtigkeit thematisiert und den gleichberechtigten Zugang aller Menschen zu den natürlichen Ressourcen.

In den vergangenen Jahren haben Debatten über die Globalisierung und den Klimawandel an Bedeutung gewonnen. Deshalb veröffentlichte der BUND 2008, diesmal gemeinsam mit "Brot für die Welt" und dem Evangelischen Entwicklungsdienst, die Fortsetzungsstudie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ (ZD II).

Stellungnahme zum Nachhaltigkeitsbericht

Anlässlich des Todestages von Hans Carl von Carlowitz, des sächsischen „Erfinders“ des Nachhaltigkeitsbegriffs, am 3. März veröffentlicht das Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen (ENS) eine Stellungnahme zum Bericht zur Nachhaltigkeitsstrategie des Freistaats Sachsen. Der im September vergangenen Jahres vom sächsischen Umweltministerium veröffentlichte Bericht enthält nach Ansicht des BUND Sachsen, einem Mitglied des ENS, verschiedene Mängel gerade im Umweltschutz.

Stellungnahme zum Bericht zur Nachhaltigkeitsstrategie des ENS als PDF herunterladen



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